Pressemitteilungen

 
zurück zur Übersicht

Bezirketagspräsident Franz Löffler: „In Zeiten des Arbeits- und Fachkräftemangels müssen wir das Potenzial von Menschen mit Einschränkungen besser nutzen“


Vollversammlung des Bayerischen Bezirketags: Fachtag zur Inklusion im Arbeitsleben

Würzburg, 28. Juni 2024 – Arbeit ist mehr als nur eine Einkommensquelle. Denn Arbeit und Beschäftigung stärken das Selbstwertgefühl, schaffen soziale Anerkennung und stabilisieren das psychische Gleichgewicht. Die Teilhabe am Arbeitsleben für Menschen mit Behinderungen ist daher ein wichtiger Schritt hin zu einer inklusiven Gesellschaft. Inklusion verbessert jedoch nicht nur die individuelle Lebensqualität, sondern sie stärkt auch die Gesellschaft insgesamt. Welche Chancen bietet die Inklusion im Arbeitsleben, wo liegen derzeit die größten Herausforderungen und welche politischen Maßnahmen müssen ergriffen werden, damit mehr Menschen mit Behinderungen auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt Fuß fassen können? Über diese Fragen tauschten sich Fachleute am zweiten Tag der Vollversammlung des Bayerischen Bezirketags aus. Unter dem Thema „Inklusion im Arbeitsleben – Chance für Menschen mit Behinderungen und für die gesamte Gesellschaft“ diskutieren Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wirtschaft, von Betroffenenverbänden und aus der Praxis über das Potenzial, das eine inklusive Arbeitswelt bietet.  

Zum Auftakt machte Verbandspräsident Franz Löffler deutlich, dass es für ihn keine Frage, sondern eine Tatsache sei, dass eine inklusive Arbeitswelt Chancen bietet – nicht nur für Menschen mit Behinderung, sondern für die gesamte Gesellschaft: „Durch die vielfältigen Perspektiven und Talente, die Menschen mit Behinderungen einbringen, wird Kreativität gefördert, Innovation vorangetrieben und ein Arbeitsumfeld geschaffen, das für alle fairer und gerechter ist.“

Auch Dr. Markus Gruber, Amtschef im Bayerischen Staatsministerium für Arbeit und Soziales, betonte, welch hoher Stellenwert der Teilhabe am Arbeitsleben für Menschen mit Behinderung beigemessen wird: „Ein zentrales Ziel bayerischer Sozialpolitik ist die Verwirklichung einer inklusiven Gesellschaft, in der Menschen mit und ohne Behinderung miteinander leben und arbeiten. Inklusion ist eine Herausforderung für uns alle, für alle Gruppen in unserer Gesellschaft. Gemeinsam mit den bayerischen Bezirken arbeiten wir auf das Ziel einer inklusiven Gesellschaft hin. Dabei haben wir in Bayern schon vieles erreicht.“

Laut Inklusionsbarometer Arbeit 2023 der Aktion Mensch ist die Arbeitslosenquote bei Menschen mit Behinderung 2022 auf einen Tiefstwert von knapp unter 11 Prozent gesunken. Jedoch liegt sie noch immer mehr als doppelt so hoch wie die allgemeine Arbeitslosenquote. „In Zeiten des Arbeits- und Fachkräftemangels müssen wir das Potenzial von Menschen mit Einschränkungen besser nutzen“, so Löffler. Es brauche hierzu allerdings neben der Bereitschaft der Arbeitgeber oft auch die richtige Beratung bzw. Unterstützung, um inklusive Arbeitsplätze zu schaffen. Das Bundesteilhabegesetz (BTHG) stelle das Selbstbestimmungsrecht der Menschen mit Behinderungen in den Vordergrund. Sie haben – ihren Wünschen, Bedürfnissen und Fähigkeiten entsprechend – Wahlfreiheit, wie und wo sie am Arbeitsleben teilhaben. Als Träger der Eingliederungshilfe förderten die Bezirke deshalb bereits vielfältige Maßnahmen, um den Übergang auf den allgemeinen Arbeitsmarkt zu erleichtern. Dafür sei ein starkes Netzwerk aus unterschiedlichen Akteuren notwendig.  
2014 habe man zusammen mit dem Bayerischen Sozialministerium, der Regionaldirektion Bayern der Bundesagentur für Arbeit, der Landesarbeitsgemeinschaft der Werkstätten für behinderte Menschen, der Integrationsfachdienste und aller bayerischen Bezirke sowie dem Bayerischen Bezirketag das Projekt BÜWA (Begleiteter Übergang aus der Werkstatt auf den allgemeinen Arbeitsmarkt)  ins Leben gerufen. Mit diesem Projekt soll für Menschen mit Behinderung der Weg aus der Werkstatt in den allgemeinen Arbeitsmarkt erleichtert werden. Zudem sollen Arbeitgeber motiviert werden, Menschen aus Werkstätten einzustellen. „Beim Projekt BÜWA war entscheidend, dass erstmals alle beteiligten Träger an einem Strang zogen. Aber auch bei anderen Angeboten wie beispielsweise dem Budget für Arbeit zeigt sich, dass der Schlüssel in der engen Kooperation aller beteiligten Akteure liegt“, so Löffler.

Besonders die Bundesagentur für Arbeit spielt eine wichtige Rolle in diesem Zusammenspiel aus verschiedenen Akteuren. Mit einem sehr breit gefächerten Portfolio an Unterstützungsmöglichkeiten werden gemeinsam mit den Unternehmen Lösungen gesucht, die genauso individuell sind, wie die Einschränkungen der Arbeitssuchenden. Menschen mit einer Behinderung sollen nicht nur einen Arbeitsplatz finden, der zu ihnen passt, sondern dieser soll auch so ausgestaltet sein, dass sie ihr volles Potenzial entfalten können. Das machte auch Dr. Markus Schmitz, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion Bayern der Bundesagentur für Arbeit in seinem Vortrag deutlich: „Uns ist die Förderung und Beschäftigung von Menschen mit Behinderung ein wichtiges Anliegen. Durch vielfältige Unterstützungsmöglichkeiten der Arbeitsagenturen und Jobcenter tragen wir dazu bei, dass Inklusion gelingt. Wer eine Behinderung hat, ist zwar in bestimmter Hinsicht eingeschränkt, hat aber andererseits auch ein großes Potenzial. Besonders die hohe Nachfrage an Fachkräften erfordert, das Potenzial zu erkennen und zu nutzen. Die enge Zusammenarbeit im Netzwerk der Eingliederungshilfe baut dabei Hürden ab und bringt die Inklusion in der Gesellschaft voran.“

Für die Bezirke ist die Zusammenarbeit mit der Bundesagentur für Arbeit besonders wertvoll, wie Franz Löffler betonte: „Insbesondere bei den Übergängen von den Werkstätten auf den allgemeinen Arbeitsmarkt wäre das vorhandene Instrumentarium der Bundesagentur für Arbeit äußerst hilfreich und zielführend. Dies muss auch für in Werkstätten beschäftige Menschen gelten, die auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt – ggf. mit Unterstützung durch ein Budget für Arbeit – tätig werden wollen.“
Eines zeigte die Veranstaltung ganz deutlich: Der Schlüssel liegt in einem breit gefächerten Angebot. Nur so kann den unterschiedlichsten Bedürfnissen individuell begegnet und der Wahlfreiheit der Betroffenen Rechnung getragen werden: Das gemeinsame Ziel muss sein, Barrieren abzubauen – seien es physische, kommunikative oder strukturelle Hürden. Verbandspräsident Franz Löffler appellierte deshalb auch noch einmal an die Teilnehmenden: „Die Umsetzung von inklusiven Maßnahmen ist keine Aufgabe, die von heute auf morgen gelöst werden kann, sondern ein kontinuierlicher Prozess, der Engagement und Zusammenarbeit erfordert. Wir sind hier durchaus schon auf einem guten Weg, doch es geht immer noch ein Stückchen besser. Wenn wir weiterhin so gut und konstruktiv zusammenarbeiten, bin ich zuversichtlich, dass wir das gemeinsam hinbekommen.“